77 Kilometer an vier Tagen – Vermessungsingenieur Sirwan Rashid hat einen genauen Routenplan für Oldenburg. Vollgepackt mit modernster Technik wird mit unserer IRIS der Zustand der Oldenburger Straßen unter die Lupe genommen. Jeder noch so kleine Riss wird durch das Multisensorsystem aufgenommen. Die bildhafte und dreidimensionale Erfassung des Straßenraumes wird anschließend in ein städtisches Erhaltungsmanagement einfließen.

„So ein Spezialfahrzeug sieht man nicht sehr häufig“, sagt Bürgermeister Jörg Saba (parteilos) und lässt sich bei einem Stopp am Markt vor dem Rathaus die Straßenzustandserfassung erklären. „Mit den hochauflösenden Aufnahmen können wir sehr gut ’was anfangen“, freut sich der Verwaltungschef, während Sirwan Rashid ihm die ersten Bilder aus Oldenburg am Computer im Wagen zeigt.

An dem Messfahrzeug befinden sich acht Kameras für Bildfolgen aus verschiedenen Perspektiven. „Je zwei Kameras vorne, hinten und an den Seiten sind so eingestellt, dass sie alle fünf Meter eine Aufnahme machen. Des Weiteren sind zwei hochpräzise Laserscanner vorhanden, um Risse, Flickstellen und Ausbrüche in 3D zweifelsfrei zu identifizieren“, erläutert der Vermessungsingenieur. Zwei GPS-Antennen sorgen für die zentimetergenaue Positionierung bei den Messungen. Allerdings braucht es für die Aufnahmen gutes Wetter. „Bei Regen können wir nicht fahren. Dann werden die Scannerdaten negativ beeinflusst“, erzählt Sirwan Rashid. So sitzt er oftmals auch an Wochenenden am Steuer und betont: „Wir nutzen jede helle Stunde aus.“ Mit 30 bis 50 km/h bewegt sich der Wagen vorwärts. Bei Schadstellen geht es langsamer voran, um alle relevanten Daten aufzunehmen.

Kartierung hilft bei Ausbau und Sanierung

„Wir sanieren unsere Straßen regelmäßig. Oft aber situativ, wenn Probleme sichtbar werden“, sagt Oldenburgs Bürgermeister. Mit der Kartierung gebe es eine Gesamtübersicht und es könne ein mittel- und langfristiger Plan für Ausbau und Sanierung erstellt werden. Saba betont: „Das war bisher in dem Umfang nicht wirklich möglich.“ Wenn Prioritäten festgelegt werden, könnten auch Überschneidungen mit Arbeiten anderer Versorger besser abgestimmt und so Ressourcen gespart werden, ergänzt Dirk Sahmkow von den Kommunalen Diensten Oldenburg (KDO).

Sahmkow ist Verantwortlicher für das „Geografische Informationssystem“ Oldenburgs. Seit anderthalb Jahren befasst er sich damit. Nachdem bereits das Stadtgebiet überflogen wurde, sei die Messung von der Straße aus ein weiterer Schritt, um die Datenlage zu vervollständigen. „Jede Unebenheit wird exakt vermessen.“ Auch Kenntnisse von Parkstreifen, Geh- und Radwegen, Baumbestände und Verkehrszeichen bekommt Sahmkow durch die jetzige Untersuchung geliefert.

Das Streckennetz wurde vorher abgestimmt. „Privatstraßen wurden aus dem Auftrag ausgenommen, damit wir nicht in Konflikt mit dem Datenschutz geraten“, verdeutlicht Sahmkow. Vor knapp vier Jahren hatte die Gemeinde Ahrensbök eine Erfassung mit dem System Iris machen lassen. Danach gab es Ärger mit dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein aufgrund der Erhebung unrechtmäßig personenbezogener Daten.

„Alle im öffentlichen Raum aufgenommenen Bilder würden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben direkt und vollautomatisch anonymisiert. Personen sowie Fahrzeuge werden durch Verpixelung unkenntlich gemacht“, versichert KDO-Mitarbeiter Dirk Sahmkow. Zudem werden alle Daten nur für den internen Gebrauch freigegeben und kommen nicht in die Öffentlichkeit.

Quelle: Lübecker Nachrichten, Presseveröffentlichung im Ostholsteiner Lokalteil vom 04.04.2024